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Foto: Nordseeheilbad Cuxhaven

Lesung mit Julia Gilfert: Ein Himmel voller Schweigen

Veröffentlichungsdatum: 13.05.2024

 Eine ganz besondere Lesung in der Stadtbibliothek Cuxhaven 

Am Sonnabend, den 1. Juni um 19 Uhr findet eine ganz besondere Lesung in der Stadtbibliothek Cuxhaven statt: Julia Gilfert liest aus ihrem Buch „Himmel voller Schweigen – Fragmente einer Familiengeschichte“ und setzt damit ihrem Großvater ein literarisches und auch musikalisches Denkmal. Worum es geht: Mit 18 Jahren träumt Julia Gilfert das erste Mal von dem Mann, der ihr Großvater hätte werden sollen: Walter Frick. Er lässt die 1990 geborene Enkeltochter nicht mehr los – und sie spürt, dass sie seine Geschichte erforschen muss. Warum hat er in ihrer Familie nie eine Rolle gespielt? Walter Frick wird 1908 in der Pfalz geboren, ein Jahr nach seiner Schwester Hedwig. Beide wollen Künstler werden – Walter studiert Klavier, Komposition und Dirigieren in München, Hedwig besucht die dortige Kunsthochschule. 1933 bekommt Walter ein Engagement am Rostocker Stadttheater. Als Deutschland 1939 den Zweiten Weltkrieg beginnt, versucht der sensible Musiker immer verzweifelter, dem Dienst an der Waffe zu entkommen, erleidet schließlich einen Zusammenbruch und wird in eine Nervenheilanstalt eingewiesen – ausgerechnet vom Ehemann seiner Schwester, einem SS-Führer. Walter Frick stirbt im Sommer 1941, laut Sterbeurkunde an „trauriger Verstimmung“, „Depression“ und „Erschöpfung“. Er ist eines von über 300.000 Opfern der nationalsozialistischen „Euthanasie“- Morde und fortan schweigt „man“ über sein Schicksal. Schon 2012 übernahm seine Enkelin Julia Gilfert die Patenschaft für einen Stolperstein vor seinem Geburtshaus, 2017 führte ihre Spurensuche dann nach Rostock, und auch sie selbst lebte einige Jahre in Norddeutschland. Ihre 2022 erschienene Erzählung „Ein Himmel voller Schweigen“ ist ein leises, ein poetisches, zugleich kraftvolles und mitreißendes Buch. Julia Gilfert kombiniert darin die Fragmente, die sie recherchieren konnte, wie ein Puzzle und bleibt dabei so nah es geht an den historischen Gegebenheiten. Damit ermöglicht sie Einblicke in das Denken und Fühlen von Menschen, die den Nationalsozialismus erlebt haben und zeigt gleichzeitig auf eindrucksvolle Weise, wie die Traumata von damals bis in die Gegenwart hineinwirken. Und Fragen aufwerfen wie zum Beispiel „Wie kann man 40 Jahre schweigen? Warum ist denn Verdrängen so ansteckend? Und warum kommt das Verdrängte in einer Familie doch immer wieder an die Oberfläche …?“ Mit dem Schreiben setzt sich Julia Gilfert dem Vergessen entgegen, ebenso mit dem Musizieren. Denn Großvater Walter hinterlässt als ehemaliger Dirigent auch ein musikalisches Erbe für seine Enkelin, die selbst Operngesang studierte und Klavier spielt – „Musik ist eine Brücke durch die Zeit“, so endet die Lesung auf Walters Komposition, dem „Wiegenlied“, das Julia Gilfert so wie auch andere Musikstücke interpretiert. Diese Lieder werden Teil ihrer Lesung sein und ihr Publikum zurückversetzen in eine längst vergangene Zeit… 

 

Karten sind in der Stadtbibliothek am Schleusenpriel sowie in der Kulturinformation am Schlossgarten erhältlich.